Ein für die Ennstal-Classic historischer Durchmarsch zum Sieg des Grazer Youngster-Teams, den Schwestern Margarita und Magdalena Voglar auf Alfa Romeo Giulia TI, unglaubliche Wetterkapriolen mit sonniger Hitze bis cooler Nässe und ein illustres Teilnehmerfeld sorgten bis zur schwarz-weißen Zielflagge beim Porsche-Design Grand Prix am Samstag für einen ebenso unterhaltsamen, wie auch spannenden Verlauf der 32. Ennstal-Classic. Wir baten den Geschäftsführer und Gründer der Ennstal-Classic, Michael Glöckner um ein erstes Resümee dieser erfolgreichen 32. Auflage der Ennstal-Classic.
Die 32. Ennstal-Classic ist Geschichte und hat wieder viele Besucher der Region begeistert. Wie sieht Ihre Bilanz aus?
Michael Glöckner: Sehr gelungenes Event, großartige Autos, anspruchsvolles Wetter, viele glückliche Gesichter, vor allem nach dem Red Bull Ring.
Was waren für Sie die Höhepunkte der Ennstal-Classic 2024?
Zieleinlauf Schladming und viele Zuseher. Erstmalig der Gmunden Toskana Park mit seiner unglaublichen Kulisse am See, der Hauptplatz in Steyr mit tausenden Zuschauern und natürlich Lunz am See.
Es ist auffallend, dass unter den Teilnehmern der sportive Wettbewerb, also die klassischen Wertungen eine immer größere Bedeutung bekommt. Woran liegt das und wie beurteilen Sie diese Entwicklung?
Ich glaube, dass der Ehrgeiz im Teilnehmerfeld schon immer vorhanden war. Die Ennstal-Classic hatte von jeher einen sehr sportlichen Charakter. Was sicher dazu beigetragen hat, ist die Umstellung auf GPS-Messung vor ein paar Jahren, die viele zusätzliche Sonderprüfungen erst möglich machte. Gerade weil wir eine anspruchsvolle Strecke pro Tag fahren, gespickt mit unzähligen Schnitt- sowie Timing Prüfungen, ist es fast unmöglich den eigenen Ehrgeiz zu unterdrücken. Trotzdem gibt es aber auch Teilnehmer, die nur für den Fahrspaß und das landschaftliche sowie kulinarische Erlebnis zur Ennstal-Classic kommen und das ist gut so. Die Mischung muss passen.
Ein Murenabgang machte den Sölkpass beim Prolog unpassierbar, und damit musste kurzfristig mit einem Plan B und neuer Strecke reagiert werden. Wie kann man sich auf eine solche Situation im Vorfeld vorbereiten?
Gar nicht. Leider ist es uns in den letzten Jahren aber immer öfter passiert. Es wäre wieder mal schön ein Jahr zu haben, ohne die Strecke kurz vor dem Start umleiten zu müssen, vor allem weil Sonderprüfungen, welche mit GPS im Vorfeld vermessen werden, dadurch wegfallen. Dies ist kurzfristig nicht zu bewerkstelligen. Dass wir es trotzdem schaffen, liegt an unserer langjährigen Erfahrung und Unmengen an Streckenaufzeichnungen, auf die wir zurückgreifen können. In diesem Fall haben wir über Nacht aus Streckenaufzeichnungen von 2013-2024 das Ersatz-Roadbook zusammengebastelt. Danke an meine Jungs Max und Felix, die sehr kurzfristig eine Lösung gefunden haben.
Gmunden am Traunsee war am ersten Tag, dem Prolog, mit seinem malerischen Toskana Park einer der neuen Höhepunkte der Ennstal-Classic im Programm. Wie schaffen Sie es, nach über dreißig Jahren immer wieder neue, interessante Destinationen für die Ennstal-Classic zu finden?
Viele Stunden mit dem Motorrad in Österreich unterwegs, um neue Streckenelemente zu finden. Wir haben uns selbst die Anforderung auferlegt, jedes Jahr neue Streckenelemente einzubauen.
Mit Margarita und Magdalena Vogler haben erstmals Teilnehmerinnen der Vredestein Youngster Trophy den Gesamtwettbewerb gewonnen. Gibt es bei der Ennstal-Classic eine Art Jugendförderung und wenn ja, wie sieht die aus?
Ja und darauf sind wir besonders stolz. Ich glaube, dass wir da eine Vorreiterrolle unter den Oldtimer Veranstaltungen einnehmen. Dies ist ein Projekt mit unserem langjährigen Partner „Vredestein“, den wir schon lange verfolgen und der uns sehr am Herzen liegt. Gemeinsam haben wir die Vredestein Youngstar Trophy ins Leben gerufen, wobei junge Teilnehmer einen vergünstigten Startplatz bekommen. Dass gerade der Oldtimersport ein gewisses Nachwuchsproblem besitzt, ist kein Geheimnis. Umso mehr freut es uns, dass wir immer mehr junge Leute bei uns begrüßen dürfen. Und wir beobachten, dass auch die ältere Generation dies sehr begrüßt. Es profitiert das gesamte Event davon. Die Freude über den ersten Gesamtsieg eines Vredestein Youngstar Teams ist sehr groß. Dass es darüber hinaus ein Damenteam ist und genau 30 Jahre nach dem Sieg von Jutta Roschmann /Nicole Neukunft ist fantastisch!! Die Idee funktioniert!!
Die Ennstal-Classic kann sich offensichtlich trotz ihrer zunehmenden Popularität ihren sehr familiären Charakter erhalten. Was ist ihr Geheimnis und wie will sie sich dieses Alleinstellungsmerkmal erhalten?
Das ist eine gute Frage. Ich glaube, dass wir diese Eigenschaft nicht so leicht verlieren können, da wir sie uns nicht bewusst machen. Die Ennstal-Classic Familie gibt es nun über 32 Jahre. Wenn ich es auf etwas zurückführen kann, dann wahrscheinlich, dass wir unseren Job immer noch sehr gerne machen. Unser Team ist großartig, die Teilnehmer werden an jedem Eck mit einem Lächeln begrüßt und sich keiner zu Schade ist, auch mit anzupacken oder stundenlang im Regen zu stehen, wie dieses Jahr beim Start zur Bergwertung Stoderzinken.
Für viele Teilnehmer ist die Ennstal-Classic bereits seit mehreren Jahren fixer Bestandteil ihrer Jahresplanung. Eine Besonderheit für gerade dieses anspruchsvolle Klientel. Was sind Ihrer Meinung nach die Gründe für diese ausgeprägte Treue?
Diese Frage geht Hand in Hand mit der vorhergehenden. Es ist das familiäre Umfeld in Kombination mit der sportlichen Herausforderung, was die Ennstal-Classic in Österreich so einzigartig macht. Viele unserer Teilnehmer bleiben über eine Woche in unserer Region Schladming-Dachstein, was natürlich auch unsere Touristiker freut. Es ist ein Treffen von Freunden, die sehr schnell in „Diese Ennstal-Familie“ aufgenommen werden und sich daher sehr wohl fühlen.
Gibt es schon Planungen und Ideen für die 33. Auflage der Ennstal-Classic 2025?
Wir werden bei unserer Nachbesprechung in den nächsten Tagen über die Ennstal-Classic 2025 reden, Ideen zu Neuerungen gibt es. Eventuell kommt es zu einer Neuauflage der Racecar Trophy.
Herr Glöckner, wir danken Ihnen für das Gespräch.
Foto: © Robert Thiem/Agentur TME
Fotogalerie Ennstal-Classic 2024